03. Spieltag 1993/94: SV Schwarz-Rot Neustadt - FC Berlin 1:2

Freistoß-Spezialisten: Jeske-Brestrich
Darauf hatten die Fans von Neustadt exakt 232 Minuten warten müssen: Saisontreffer Nummer 1 für ihre Mannschaft. Als das 1:0 durch den routinierten Jeske nun endlich fiel, waren sie guter Dinge und durften davon ausgehen, daß Schwarz-Rot nach zähflüssigem Auftakt ja inzwischen eine vielversprechende Mischung zwischen Kampf und Spiel gefunden hatte und den technisch leicht überlegenen Berlinern auf diese Weise auch Paroli bieten konnte. Aber dann kam zur allgemeinen Enttäuschung alles doch noch ganz anders. Fazit aus der Sicht des Unterlegenen durch Trainer Wolfgang Rahn: "In der laufenden Serie spielten wir optisch bisher noch niemals so ansprechend wie diesmal. Wir hatten den FCB phasenweise sogar im Griff, wovon ich bei meinen taktischen Überlegungen vor der Partie eigentlich gar nicht ausgehen konnte. Deshalb wäre ein Punktgewinn auch durchaus gerecht gewesen."

Warum er am Ende nicht zustandekam, wurde gewissenhaft so bilanziert: In den entscheidenden Zweikämpfen muß noch energischer reagiert und gehandelt werden. Diese unerläßlichen Erfahrungswerte sollte sich der Aufsteiger zunutze machen. Vielleicht mit dem ersten Saisonsieg im Ergebnis, den man nun bei den Rostocker Amateuren anstrebt. Zwei Kopfbälle des wuchtigen M. Göbel versprachen in der ersten Halbzeit ebenso sichtbare Wirkung wie ein knapp verzogener Torschuß des freigespielten Krapat. Alles reine Nervensache, oder...? Aber die Gerechtigkeit gebietet auch, darauf zu verweisen, daß Dörk zwischenzeitlich auf der Linie des Neustädter Tores klären mußte, um einen der zahlreichen schwungvollen Berliner Aktionen vor allem über die rechte Flanke gerade noch rechtzeitig abzublocken.

Mit Sinn und Verstand für guten Kombinationsfußball erreichte der FCB dann nach der Pause auch ein leichtes Übergewicht. Imponierend vor allem die tatkräftigen Franke und Pronischew. Eine sehr entwicklungsfähige Mannschaft auch weiterhin, ganz ohne Frage! Gelang es Schwarz-Rot, der individuellen FCB-Spielfreude mit Forechecking gewisse Grenzen zu setzen, dann war das Kräfteverhältnis annähernd ausgewogen. Durchgängig ist eine solche taktische Marschroute allerdings nur sehr schwer zu verwirklichen, wie sich der Verlierer dann auch eingestehen mußte. Aber der Aufsteiger durfte das mit dem doch beruhigenden inneren Gefühl tun, an diesem Tag sein Bestes geleistet zu haben. Alles weitere ist eine Frage nach fehlender Cleverness.

SV Schwarz-Rot Neustadt:
Krause; Grusa; Dörk, Langner (80. Buczelowski); Heidrich, Krapat, Jeske, Bülau (56. B. Göbel), Beckström; M. Göbel, Raschke
FC Berlin:
Dittrich; Brestrich; Zöphel, Fensch; Jesse, Schröder (57. Reckmann), Müller, Franke, Nikol (77. Wittek); Abdelhamid, Pronischew

1:0 Jeske              (52.)
1:1 Franke             (62.)
1:2 Brestrich          (78.)

Schiedsrichter:        Dittrich (Parchim)
Zuschauer:             554

Harald Stange, Fußballwoche, 23.08.1993